Emma
aus dem
Tierheim Bambi in Rieti/Italien
www.hundepfoten-in-not.de
Die Geschichte von Emma kann eigentlich nicht ohne die Geschichte von Caira
erzählt werden. Caira begleitete uns 10,5 Jahre lang. Sie war ein Seelenwesen,
ruhig, zurückhaltend, freundlich. Sie lebte zusammen mit Chakka, den sie, als er
mit 8 Wochen zu uns kam adoptierte und erzog. Er war ihr Spielkamerad und
Freund.
Als Caira starb war es nicht nur für uns schwer damit umzugehen, auch Chakka
wurde immer verschlossener und trauriger. Er war sein Leben lang nicht gewohnt
„allein“ zu leben. Auch wir vermissen sie sehr. Ihre Nähe, ihre Wärme, ihre
Freundlichkeit und das weiche Fell, das wir immer mit besonderer Freude
streichelten.
Chakka wurde zunehmend trauriger, die täglichen Spaziergänge reichten ihm bei
Weitem nicht aus, er wollte auch spielen, rennen und herumtoben. Obwohl wir
überhaupt noch nicht bereit waren, uns mit dem Gedanken an einen neuen Hund
anzufreunden, wussten wir dennoch, dass wir uns schon um seinetwillen damit
auseinandersetzen mussten.
Einen Welpen
wollten wir auf keinen Fall. Viel zu schnell würde zwangsläufig das Problem
auftreten, dass der junge Hund, der voller Energie und Tatendrang ist, Rücksicht
auf den alten Hund, der seine Tage genießen wollte, nehmen müsste. Für beide
Seiten sehr unbefriedigend. Außerdem würde sich das Problem der Kastration
stellen, denn züchten wollen wir nicht. Der Gedanke daran machte uns aber schwer
zu schaffen, weil die Kastration ein gewaltiger Einschnitt in das Hundeleben
bedeutet, denn obwohl sie heute zwar ein Routineeingriff ist, bleibt ein Risiko
bestehen z.B. die Narkose.
Sollten triftige Gründe für eine Kastration sprechen - ungewollter Nachwuchs,
weil die Hunde nicht unter ständiger Kontrolle stehen - sollte sich jeder vorher
über das Für und Wider Gedanken machen. Eine bereits kastrierte Hündin – aus dem
Tierschutz – würde uns diese Entscheidung abnehmen. Gleichzeitig hatten wir aber
auch eine Scheu davor, einem älteren Hund bei uns einen Platz zu geben. Ein
gleichaltriger Hund sollte es auf keinen Fall sein, allein schon deshalb nicht,
weil uns der Gedanke ans Sterben gruselte.......Man kann aber nicht alles im
Leben vorausplanen und viele Dinge lösen sich von ganz alleine.
Frau List von der Organisation Hundepfoten in Not, sandte mir Fotos einer
Maremmano-Abruzzese Collie - Hündin. Diese war jedoch bereits 5 Jahre alt, also
genau in dem Alter, in dem wir auf keinen Fall einen Hund wollten. Trotzdem
überlegten wir das ganze Wochenende was aus „Rosina“, so hieß sie, werden
sollte. Auf dem Foto sah man nämlich eine freundliche weiße Hündin, die so
glücklich über die kurze Befreiung aus ihrem Zwinger war, dass sie die Dame aus
dem Tierschutz stürmisch begrüßte und küsste.
Wir entschieden uns für Rosina.Das war Anfang August, holen würde sie die
Organisation Anfang September.
Als ich mit Karo am 9.9.06 nach Frankfurt fuhr um Emma, so sollte sie heißen,
deren lange Fahrt aus Italien hier endete, endlich in die Arme zu nehmen, waren
wir allerdings zunächst sehr überrascht. Sie sah überhaupt nicht wie ein
imposanter Maremmano-Abruzzese aus, wirkte eher zierlich, hatte lustige
Kippohren und einen sehr schmalen Körper.
Wie lange Emma genau in dem Tierheim zubrachte wissen wir nicht, laut Impfpass
wurde sie am 1.1.04 kastriert, was ja meist mit der Aufnahme ins Tierheim
passiert. Geht man davon aus, dass sie ungefähr 3 Jahre dort eingesessen ist,
kann man sich sehr gut
vorstellen,
dass so ein Hund erst einmal eine Gewöhnungszeit an sein neues Leben benötigt. 3
Jahre würde in der Relation zu einem Menschenleben sicher 15 Jahre
Knastaufenthalt bedeuten.
Sie war stark abgemagert, hatte keine Muskulatur, eine Demodex mit zerlöchertem
Haarkleid - wie von Motten zerfressen - die Unterwolle hing in Fetzen heraus und
sie stank zum Himmel. Die Mahlzähne waren schwarz vom Zahnstein, im Grunde ein
Bild des Jammers.
Emma wurde
ins Auto gesetzt, in das sie ohne Furcht stieg, neugierig die Straße und die
Lichter betrachtete und sich dann entspannt hinlegte. Zu Hause dauerte es 2
Minuten, dann hatte sie den Chakka bereits um den Finger gewickelt, sie forderte
ihn nämlich einfach zum Spiel auf und leckte ihm die große Schnauze.
Obwohl sich zunächst die Hunde gut verstanden haben, traten mit der Zeit doch
erhebliche Spannungen zwischen ihnen auf. Die Umstellung war für Emma ziemlich
stressig. Außerdem hatte sich ihr Ohr schlimm entzündet, so dass ich jeden Tag
mit ihr den Tierarzt aufsuchen musste. Emma lies mich das Ohr einfach nicht
behandeln, in der Praxis schrie sie bei jeder Behandlung um ihr Leben.
Es war nicht so, dass die Untersuchung oder sie Ohrspülung sie schmerzte, eher
vermuteten wir, dass sie schlechte Erfahrungen gemacht haben muss, was sich
später auch bestätigte. Ich erfuhr , das die Hunde in Rieti äußerst brutal
kastriert werden, sie werden lediglich sediert, damit sie sich nicht bewegen
können und dann operiert. Eine Narkose gibt es nicht......dass so ein Hund schon
bei Betreten einer Praxis in panische Ängste verfällt und um sein Leben schreit
wundert nicht
Anfang Dezember vermutete die Tierärztin bei Emma Struvitsteine, sie hatte
bereits Blut im Urin. Emma sollte zukünftig ein Diätfutter bekommen, der Urin
wurde täglich mittels Messstreifen untersucht und Emma sollte viel Flüssigkeit
zu sich nehmen. Bei der Nachuntersuchung am 8.Dezember stellten wir dann fest,
dass Emma trotz "Kastration" heiß wurde, das war auch nun endlich die Erklärung
dafür, dass Blut im Urin war.
Die Hitze
dauerte 44 Tage und endete mit einer nochmaligen Kastration, weil es ihr nicht
sonderlich gut ging und die Blutung einfach nicht aufhören wollte. Grundsätzlich
würde eine Hündin niemals in der Hitze kastriert werden, weil dies einen viel zu
großen Blutverlust bedeuten würde. In Emmas Fall mussten wir dieses Risiko aber
eingehen.....sie hat die Kastration gut überstanden. Ich habe mir anschließend
die Eierstöcke und die Gebärmutter angesehen. An einem Eierstock war lediglich
ein kleines Stück vom Eileiter entfernt und die Gebärmutter war an die Bauchwand
befestigt worden. Den Sinn verstehen wir bis heute nicht! Die Gebärmutter hatte
sich bereits entzündet, war so groß wie ein Tennisball geschwollen, voller
Flüssigkeit und hätte in Kürze zu einer Pyometra entwickelt. Es war also höchste
Zeit.......
Außerdem stand Emma, aber auch Chakka, durch die Läufigkeit unter Dauerstress.
Ihr Haarkleid sieht nun schon sehr gut aus, die Löcher sind alle zugewachsen zu
und für die Abschaffung des Gestanks hat sie selber gesorgt. Sie geht gerne
schwimmen oder sitzt in ihrer Badewanne.
Die Hunde vertragen sich auch wieder sehr gut und die wunderbar erholsame
Atmosphäre die herrscht, wenn die Beiden ruhig, zufrieden und vollkommen
entspannt neben uns liegen, überträgt sich positiv auf uns.
Von Freunden werden wir öfter angesprochen und gelobt, was für ein gutes Werk
wir getan haben. Das haben wir tatsächlich, nämlich ein gutes Werk für uns
selber, denn die Freude, die Emma uns bringt, kann keine unserer Gegenleistungen
vergelten.